Sonntag, 27. April 2014

"Nur-Hausfrau"

Was soll das denn nun wieder sein: "Die Hausfrau stirbt aus." Was für ein Unsinn.
Solange es Haushalte gibt, wird es Hausfrauen geben. Also Wesen, die den Haushalt führen. Die den Gang der Dinge regeln. Über die Mitglieder des Haushalts herrschen.
Wer soll das denn machen - wenn nicht die Hausfrau?

Ja, gut, falls es da geschlechtsspezifische Probleme geben sollte: Dann ist die Hausfrau eben auch mal ein Mann. Meinetwegen. Aber das muss die Ausnahme bleiben. In der Regel ist die Hausfrau eine Frau. Weil Männer das nicht können. Jaja, Männer können kochen, den Müll rausbringen, putzen, waschen, Kinder hüten - alles kein Problem. Aber sie können nicht walten. Walten im Schillerschen Sinne. "Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau", heißt es im "Lied von der Glocke". Und das bedeutet: Alles überblicken, alle Fäden in der Hand halten, den Laden schmeißen.


Von daher kann man die Hausfrau auch "Managerin" nennen, gemeint ist aber das Nämliche: Walten hat was mit Gewalt zu tun, mit Macht. Früher sprach man von "Schlüsselgewalt". Der Schlüsselbund am Gürtel, das war seit dem Mittelalter das sichtbare Zeichen für die Macht der Hausfrau. Der Mann - ach, du liebe Zeit. Der war immer schon Karikatur seiner selbst. "Der Mann muss  hinaus ins feindliche Leben, muss wirken und streben und pflanzen und schaffen, erlisten, erraffen, muss wetten und wagen, das Glück zu erjagen", heißt es bei Schiller. Das ist natürlich reine Satire. Die Frauen ließen den Männern auch im bürgerlichen Zeitalter ihren Glauben, dass sie immer noch so was wie Ritter seien, Helden des Alltags und auch im Haushalt ganz doll wichtig, wichtig. Dann waren die Kerls zufrieden und ließen die Mädels schalten und walten.

An dieser Rollenverteilung hat sich im Prinzip nichts geändert. Und wenn jetzt junge Männer erklären, sie wollten nicht mehr Alleinverdiener sein, dann zeigt das doch nur, dass sie die Lächerlichkeit ihrer Rollenzuweisung erkannt haben. Und wenn die Frauen meinen, sie wollten viel lieber "hinaus ins feindliche Leben" und nicht so gerne Familienmutter sein, dann sind sie den Kerls auf den Leim gegangen. Und zwar den Kerls, die die Hausfrau jahrzehntelang als Heimchen am Herd diffamiert haben. Weil ihnen nämlich irgendwie schwante, dass mit ihrer vermeintlich starken Rolle irgendwas nicht stimmte.

O.k., o.k., ich weiß ja auch, dass der Kapitalismus Arbeitskräfte braucht, dass die immer schlechter bezahlt sind, dass der Alleinverdiener längst ausgedient hat, dass die Frauen deshalb immer mehr ranmüssen und das auch wollen, weil die Nur-Hausfrau so gar nichts gilt in dieser Gesellschaft. Der Preis ist allerdings hoch: Jetzt sind die berufstätigen Frauen eben Hausfrauen im Nebenberuf, Feierabend-Hausfrauen - oder gibt es überzeugende Hinweise darauf, dass die Männer allüberall die Familienarbeit übernommen hätten? Die Plackerei im Haushalt, die Plackerei mit den Blagen? Na, also.

Und selbst wenn es so wäre, es wäre nicht gut. Denn das Idealbild der Hausfrau, der deutschen Hausfrau zumal, ist nun mal verbunden mit Kittelschürze, Kopftuch und Wischlappen. Bei Frauen ist das über alle Maßen sexy, bei Männern nur lächerlich.
Lasst uns also mit aller Macht für die Renaissance der Kittelschürze kämpfen.
Alles andere ergibt sich dann irgendwie von selbst.

Glosse von Peter Zudeick
http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/auf_ein_wort/haushalt405.html 

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