Mittwoch, 14. Mai 2014

Vollbeschäftigung

Geschichtsbüchern entnehmen wir, dass es die Vollbeschäftigung einst wirklich gegeben  hat. Sie bezeichnet den paradiesischen Zustand einer Gesellschaft, die morgens kollektiv zur Arbeit fährt und abends müde, aber glücklich heimkehrt. Am Wochenende haben alle frei und Montags macht man auch mal blau. Die Arbeit tauscht man gegen Geld, das Geld gegen Sachen, und damit die Sachen nicht ausgehen, geht man wieder zur Arbeit und stellt neue Sachen her: wirtschaftswissenschaftlich gesehen also eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Dass all dies nicht mehr so funktioniert, weiß seit Jahrzehnten eigentlich mit Ausnahme von Regierungspolitikern jeder.
"Das Ziel bleibt die Vollbeschäftigung", sagen heute nur noch unbelehrbare Utopisten wie der z.B. der Kaschmirkanzler *. Die Wahrheit wird dezent verschwiegen.

© aus: Bodo Mrozek,Lexikon der bedrohten Wörter. Rowohlt Verlag 2005, 224S., 8,90€

* den Kaschmirkanzler stelle ich morgen vor ...

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