Samstag, 25. Januar 2014

Wer Meer hat, braucht weniger ...

Eugenio Linares, Leuchtturmwärter auf Punta Estaca de Bares, Galicien:

Meine Frau ertrug das Leuchtturmleben zwei Jahre lang, dann hat sie die Scheidung gefordert und ist nach Mallorca gegangen. Sie ertrug die Kälte nicht, den Wind nicht und nicht die Sturmfluten. 

Für mich ist es das ganze Leben. Es ist keine romantische Arbeit, du lebst zwischen Kabeln, Batterien, Lampen, Elektrizität, da ist nichts romantisch. Aber der Platz! Und der Stolz auf deine Arbeit: Du arbeitest nicht in einer Tabakfabrik, die den Menschen den Tod verkauft, sondern du hilfst bei der Navigation und trägst vielleicht indirekt dazu bei, Leben zu retten.



Ich bin jetzt seit 28 Jahren Leuchtturmwärter, und ich bin allein hier oben. Der Leuchtturm ist schon sehr alt, 100 Jahre und älter. Er ist aus Stein und ohne Zement gebaut, und die Zwischenräume der einzelnen Blöcke sind mit Austernschalen gefüllt. Wenn ich vom Leuchtturm spreche, sage ich "mein Leuchtturm", ich empfinde ihn als Teil von mir - dabei bin ich es, der Teil der Einrichtung des Leuchtturms geworden ist. Ich habe Stunden damit zugebracht, das Meer zu beobachten; es ist unglaublich, was es dich alles lehren kann. So kannst du an der Farbe des Schaumes und seiner Form an der Oberfläche erkennen, wie das Wetter wird.

Leuchtturmwärter zu werden war eine Entscheidung, die ich notgedrungen treffen musste. Ich studierte Ingenieurwesen, aber als ich heiratete und zwei Kinder kamen, musste ich mein Studium abbrechen und mir Arbeit suchen. So wurde ich Fischer. Immer wenn ich auf dem Meer war, betrachtete ich die Leuchttürme, sie zogen mich magisch an. Ich nahm an einem Auswahltest für Leuchtturmwärter teil und gewann. Jetzt denke ich, ich hätte mich schon viel früher bewerben sollen. Ich würde nie in ein anderes Leben zurückkehren.

Sergio Ramazzotti aus Mare - Heft Nr. 88, Oktober 2011

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