Samstag, 7. Juni 2014

Sommerfrische

Aaach, was waren das doch für herrliche Zeiten, als man noch in die Sommerfrische fuhr !
Der Ausdruck „Sommerfrische“ hat sich im 19. Jahrhundert verbreitet, heute ist er veraltet und die Sommerfrische gibt es auch nicht mehr. Im Wörterbuch der Brüder Grimm wird der Begriff definiert als „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“ oder als „Landlust der Städter im Sommer“

Mit der Erschließung Europas durch die Eisenbahn war ab Mitte des 19. Jh. die Sommerfrische fester Bestandteil des Sommerlebens der Aristokratie und des wohlhabenden Bürgertums. Man übersiedelte mit Kind und Kegel, Sack und Pack von der Stadt auf seinen Landsitz. Wer sich keinen eigenen Sommersitz leisten konnte, quartierte sich in Gasthäusern und dann zunehmend in Privatquartieren ein. So sind Sommerfrische und der beginnende Tourismus eng miteinander verbunden. Das Wort Sommerfrische selbst soll dem Italienischen entstammen.

Sommerfrische - man denkt dabei an Sonnenschirme in behandschuhten Damenhänden und Picknickkörbe, an Lustwandeln (wie ging das denn noch gleich ?) und an Blumenkränze im Haar :-) Mit Entstehen des modernen Massentourismus ist das wohlklingende Wort dem schnöden Begriff Urlaub geopfert worden, ein Wort, das leider viel zu häufig Gedanken an Sonnenöl, überfüllte Strände und Animation weckt. Wer wegfahren will, ist auf keine bestimmte Jahreszeit mehr angewiesen, irgendwo auf der Welt ist schließlich immer Sommer. Und mit "Frische" hat das auch nichts mehr zu tun ...

2 Kommentare:

  1. Also, meine Liebe, nu mal nich so dunkeltutich... Ein Erlebnis der Sommerfrische in der Moderne: Wochenendmorgen in aller Frühe: Picknickkorb packen, Ehemann Ulf schnappen, vor dem allgemeinem Gedrängel an den Strand der Ostsee, Decke ausbreiten, Frühstück am Strand....wunderbar! Ein nahezu leerer Strand ist das frühe Aufstehen wert!

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    1. Was ist denn "dunkeltutich" ? Aaah, hier hab ichs: "Dunkeltuten" heißt nichts machen, rumhängen, Feierabend machen. Kommt wahrscheinlich aus der Schifffahrt: Verirrte sich in frühen Zeiten ein Schiff in eine Nebelbank, so war es zu gefährlich, ohne Sicht weiterzufahren. Damit es von anderen Schiffen nicht gerammt wurde, wurde ab und zu ein Signal abgegeben, das Dunkeltuten - so sagt jedenfalls mundmische.de
      Wir waren heute zur Sommerfrische in Friedrichskoog, ziemlich stürmisch, aber sonnig, waren Wattwandern, Krabbenbrötchen essen und haben die Seehundaufzuchtstation besucht. Wenn man diese rührenden kleinen Heuler sieht, vergisst man glatt, dass es sich um Raubtiere handelt ...

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