Sonntag, 8. Juni 2014

Lustwandeln

Im Grünen lustwandeln, das ist gehobener aber vor allem veralteter Sprachgebrauch. Sich ergehen, wandeln, ambulieren sind genauso veraltete Synonyme. Flanieren oder promenieren hört man auch nicht mehr oft. Spazieren gehen, bummeln, frische Luft schnappen, sich die Füße vertreten das sagen wir heute.

Spaziergänge können der Entspannung, der Erholung oder der beobachtenden und gedankenvollen Muße dienen. Menschen gehen auch wegen der Sonne, der frischen Luft, Bewegung und zum ‚Tapetenwechsel‘ spazieren.
 
Der Ursprung des Spaziergangs ist das aristokratische „Lustwandeln“ in Gärten und Barockparks, später kam eine soziale Komponente hinzu (Kontakte knüpfen, ungestört Gespräche führen). Die Entwicklung von Parks oder Promenaden hängt unmittelbar mit dem Spaziergang zusammen. Unter Bürgerlichen ist er im 18. Jahrhundert in Mode gekommen. Als Brauch war er zu bestimmten Zeiten in Deutschland sehr verbreitet – so der Oster- oder Pfingstspaziergang.

Die an der Universität Kassel etablierte Spaziergangswissenschaft plädiert seit den 1980er Jahren für langsames Wahrnehmen – ein gesunkenes Kulturgut. Die auch Promenadologie genannte Spaziergangswissenschaft ist eine von Lucius Burckhardt entwickelte kulturwissenschaftliche und ästhetische Methode, die darauf abzielt, die Bedingungen der Wahrnehmung der Umwelt bewusst zu machen und die Umweltwahrnehmung zu erweitern. Sie basiert sowohl auf einer kulturgeschichtlichen Analyse von Formen der Umweltwahrnehmung als auch auf experimentellen Praktiken zur Umweltwahrnehmung wie reflexive Spaziergänge und ästhetische Interventionen

http://www.spaziergangswissenschaft.de/

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