Samstag, 14. Juni 2014

Baumelnde Seelen

Was hat es eigentlich mit diesen baumelnden Seelen auf sich?
Schauen wir zunächst mal in den Duden. Die Redensart "die Seele baumeln lassen" bedeutet sich psychisch entspannen; Abstand gewinnen von allem, was einen psychisch belastet.
Das Seelengebaumel scheint also die ultimative Antwort auf alle psychischen Belastungen der modernen Lebenswelt zu sein, die durch Stress, Multitasking, Zeitdruck usw. hervorgerufen werden. Und so ist es nicht verwunderlich, dass das Seelenbaumelnlassen zu einer der populärsten Freizeitaktivitäten avanciert ist und als Werbeslogan aus der gesamten Entspannungsbranche nicht mehr wegzudenken ist.

Wer dem Blog bis hierher treu gefolgt ist weiß, dass ich mich sehr für die Belange der Seele einsetze, aber mit dem "Baumelnlassen" habe ich so meine Schwierigkeiten :-)

Dabei stammt der Ausspruch eigentlich von Kurt Tucholsky - den ich nun wiederum sehr schätze - und findet sich in der Erzählung Schloß Gripsholm. Eine Sommergeschichte, die 1931 veröffentlicht wurde:
 "Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele."

Dagegen ist nichts einzuwenden, denn mit der Seele baumeln, schwingen oder schaukeln trägt mit Sicherheit zur Stärkung einer Seele bei. Doch zwischenzeitlich ist das aktive Seelengebaumel Tucholskys zu einem massenhaften passiven Baumelnlassen verkommen, das für mich einem seelenlosen Abhängen und Hängenlassen sehr nahe kommt ... ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen