Mittwoch, 19. März 2014

Den Blick heben

Wir leben seit einigen Jahren in einer Kultur des gesenkten Blickes. Bei jeder Bahnreise, im ICE oder in einer beliebigen S- oder U-Bahn, auf offener Straße, am Strand, überall im öffentlichen Raum und selbst im intimen Kreis trifft man immer häufiger auf Leute, die ihren Kopf gesenkt halten, weil sie ihren Blick auf ein Smartphone, Tablet, E-Book-Reader oder Laptop fixieren.
Kaum noch Blickkontakte, kaum noch Blicke in die Ferne, Sprachlosigkeit. Es ist zu befürchten, dass die modernen "Kommunikations"-Technologien auf Dauer ihre Risiken und Nebenwirkungen entfalten. Sie können uns einsam, ruhelos, gefühlsarm und krank machen.
"Miradouro", so nennt man auf Portugiesisch die Aussichtspunkte in Stadt und Landschaft, die einen Blick ins Offene ermöglichen. Wörtlich übersetzt heißt das: "Gold schauen". "Gold schauen", die lebendig machende Kraft der Sonne - und die Energie des vollen Mondes - bewusst erleben, könnte eine heilsame Wirkung haben.
Psychologie Heute, Heft 33

Die russischen Konzeptkünstler Ilja und Emilia Kabakow trainieren mit einigen ihrer Installationen eine einfache Augenübung als mentales Training: regelmäßig den Blick heben. Dabei schwänden negative Gefühle. Es entstände Raum für erhebende Ideen und Eingebungen.
Mein Lieber! Du liegst im Gras, den Kopf im Nacken, um dich herum keine Menschenseele, du hörst nur den Wind und schaust hinauf in den offenen Himmel - in das Blau dort oben, wo die Wolken ziehen - das ist vielleicht das Schönste, was du im Leben getan und gesehen hast.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ilja_Kabakow

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