Sonntag, 9. Februar 2014

Wachsein

Es ist kalt am 12. Januar 2007, und es ist wohl auch etwas zugig an der U-Bahn-Station Washington, D.C. Trotzdem spielt ein Straßenmusiker seit gut 8:00 morgens unverdrossen auf seiner Geige. Er steht gut sichtbar - und vor allem gut hörbar - am Fuße einer Rolltreppe. Über 1000 Menschen hasten vorbei: Angestellte, Börsenmakler, Projektmanager - das etwas gehobene Publikum aus der Hauptstadt der USA.
Lediglich 7 Menschen bleiben kurz stehen, zwei Kinder erhalten einen Klaps hinter die Ohren, weil sie zuhören wollen. Alltagsszenen eben.

Schließlich, gegen 9:00, sammelt der Geiger 32 Dollar aus seinem Kasten und legt - sehr sorgfältig - seine Stradivari hinein. Der Wert dieser Geige wird auf ca. 3,5 Millionen Dollar geschätzt, sie ist eines der wertvollsten Instrumente der Welt. Die Geige ist in ausgezeichneter Verfassung, und das ist auch der Star-Geiger Joshua Bell, der gerade in dieser U-Bahn-Station ein Konzert wiederholt hat, das er am Abend davor in der ausverkauften Carnegie Hall dargeboten hatte. Vor begeistertem Publikum. Es handelte sich um Stücke von J.S. Bach und F. Schubert, für die Carnegie Hall waren Eintrittskarten nicht unter 100 Dollar zu bekommen.

Das Experiment wurde von der Washington Post inszeniert und aufgezeichnet.

http://www.youtube.com/watch?v=hnOPu0_YWhw
http://www.sueddeutsche.de/kultur/klassik-in-der-u-bahn-kleingeld-fuer-den-star-1.801038

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