Früher war der
Brustbeutel treuer Begleiter der Kinder. Er barg
Schlüssel, ein Taschentuch, bunte Steinchen. Heute quillt Unrat
aus unzähligen textilen Ausstülpungen...
Der Brustbeutel wogte auf dem
Herzen wie ein mit unentbehrlichen
Habseligkeiten beladenes Schiffchen.
Jede Empfindung sog er auf, um sie in seinem Innern zu bewahren.
Denn
wer ist dem Herzen jemals so nah wie der Brustbeutel?Aber wie sein
Träger, so kommt auch ein Brustbeutel in die Jahre. Ist erst die Zeit
gekommen, in der man sich nicht mehr nach bunten Steinchen bückt, umweht
ihn der Geruch von Peinlichkeit. So schlafen wohl viele alte
Brustbeutel in Schubladen oder
hängen wie Fledermäuse an rostigen
Nägeln.
Brustbeutel: Was für ein gutes Wort !
Man muss es nur
aussprechen, sogleich ist einem wieder wohl zumute.
Brustbeutel
DIE ZEIT Nº 48/201025. November 2010
07:00 Uhr
http://www.zeit.de/2010/48/Woerterbericht
Mein Brustbeutel ist noch immer im Einsatz, obwohl ich ihn inzwischen in meiner Tasche trage. Er beherbergt alle meine Karten - vom Personalausweis über Führerschein-, EC-, VISA-, ADAC- bis hin zur Gesundheits-Karte und alle meine Geldscheine. Das führt allerdings doch dazu, dass ich ihn recht häufig hervorkramen muss und dann fühle ich mich tatsächlich ein wenig wie aus der Zeit gefallen... :-)
Aber stellt euch doch bloß einmal vor, ihr verliert, lasst liegen oder aber es wird euch gestohlen: dieses schicke riesige Portemonnaie mit ausreichend Stauraum für Karten, Belege, Ausweise, Geldscheine und Kleingeld. Mein Portemonnaie ist tatsächlich auf die oben genannten Weisen schon öfter abhanden gekommen, mit ein bisschen Klimpergeld darin - aber mein Brustbeutel noch nie ! Denn bei aller Scham muss ich gestehen :
Ich hänge an ihm - auch wenn das Umhängeband schon lange abgefallen ist ... ;-)
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