Ebenso wie der Büro- und der Paragraphenhengst bevorzugt dieses Pferd
eine natürliche Umgebung aus Yuccapalmen und Topfpflanzen und ernährt
sich bevorzugt von Heftklammern und Ringlochverstärkern. Wenn
Bürokraten
den Amtsschimmel satteln, dann kann man sich auf lange
Wartezeiten
einstellen. Das alte Wort hat allerdings nichts mit
verschimmelten
Akten oder berittenen Amtmännern zu tun.
Sprachhistoriker leiten es von einem simile (lat. für ähnlich)
genannten
Standardformular der österreichischen Monarchie her, das
ursprünglich bürokratische Prozesse beschleunigen sollte. Dies lief
irgendwann schief,
wie der Seufzer aus dem Volksmund belegt: "Von der
Wiege bis zur Bahre:
Formulare, Formulare...".
Heute versucht man die Amtsschimmel in den zu
Kompetenzzentren und
Jobagenturen umgetauften Behörden zu dressieren.
Wer allerdings
glaubt, dass ein vormaliger Amtsschimmel für die
Galopprennbahn taugt,
der kann sich schon mal eine Nummer ziehen.
© aus: Bodo Mrozek,Lexikon der bedrohten Wörter. Rowohlt Verlag 2005, 224S., 8,90€.
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